Kulturlandschaft und Kultur um den Auerberg
Das geistig-kulturelle Leben im Projektgebiet ist entscheidend von den naturräumlichen Gegebenheiten und in besonderem Maße vom ländlichen Charakter und der landwirtschaftlichen Orientierung der Region geprägt. Ein wichtiges kulturhistorisches Erbe von europäischem Rang stellt die 2000 Jahre alte Römerstraße Via Claudia Augusta dar, die in einer Länge von 517 km von Po und Adria in Italien zur Donau ausgebaut wurde. Im Auerbergland zieht sich die historische Trasse von Füssen her aus dem Forggensee kommend durch die Gemeindegebiete Rieden am Forggensee, Roßhaupten und Lechbruck am See in Schwaben, sowie Bernbeuren, Burggen, Altenstadt Hohenfurch und Kinsau in Oberbayern. Neben dem großen kulturhistorischen Wert dieses Bodendenkmals sind im Zuge der Wiederbelebung der Via Claudia Augusta auch zunehmend touristische, und somit wirtschaftliche Impulse für die gesamte Region erkennbar. Weitere Zeugnisse von der Bronzezeit über die Kelten- und Römerkulturen bis zum Mittelalter weisen auf die hohe kulturelle Bedeutung des Gebietes hin. Der Auerberg gilt als möglicher Standort des sagenumwobenen keltischen Damasia.
Durch den starken Einfluss des Pfaffenwinkels (Rokoko und Barock) ist zum kulturhistorischen Erbe vor allem die sakrale Baukultur zu nennen. Häufiges Kennzeichen ist dabei vor allem die enge Verbindung zu naturräumlichen Gegebenheiten im Hinblick auf eine landschaftsbezogene Bauweise. Als überregional bedeutsame Sakralbauten sind insbesondere die weltberühmte Rokokokirche „Zum gegeißelten Heiland in der Wies“ (UNESCO Welterbe), Gemeinde Steingaden, das Welfenmünster Steingaden, die romanische Basilika in Altenstadt, St. Georg auf dem Auerberg bei Bernbeuren, die frühklassizistische Pfarrkirche in Lechbruck am See sowie die Kapelle „Zu den sieben Schmerzen Mariens“ in Sameister, Gemeinde Roßhaupten, zu nennen. Daneben spielt in Anlehnung an den Charakter der Region auch die ländliche Baukultur eine wichtige Rolle. Neben vielen zum Teil sehr gut erhaltenen Einzelobjekten ist hier vor allem das ausgewiesene EnsembleLechbruck-Weidach und die St.-Anna-Straße in Burggen von Bedeutung. Auch die lokale und regionale Heimatgeschichte genießt im Alltag der Bürger über das allerorten aktive traditionelle Kulturleben einen hohen Stellenwert. Ein wichtige Rolle spielen hier die in den letzten Jahren entstandenen heimatkundliche Sammlungen und Museen im Rahmen des Museumsverbundes Auerbergland.
Daneben zeichnet sich Auerbergland durch ein ausgeprägtes Vereinsleben, sowohl auf der örtlichen wie auch auf der überörtlichen Ebene aus, welches sich durch fast alle Bevölkerungsgruppen zieht. Nachdem Kultur vor allem auch als „Begegnung zwischen den Menschen“ verstanden werden kann, war die Schaffung von generationenübergreifenden Begegnungsmöglichkeiten im Sinne einer gemeinsamen kulturellen Entwicklung und Identität ein wesentlicher Eckpunkt für die Arbeit von Auerbergland in den vergangenen Jahren.